Endobiotika als natürliche Alternative zur Therapie und Prävention von Harnwegsinfektionen

Gebhardt, P. (2017). Endobiotika als natürliche Alternative zur Therapie und Prävention von Harnwegsinfektionen. OM & Ernährung, 161, 4-9.

Kolonisation der Harnwege mit uropathogenen Erregern. D-Mannose kann Typ 1 - Pili besetzen, mit denen E. Coli an mannosylierte Oberflächenstrukturen der Harnwege bindet.
Pathogenese der bakteriellen Harnwegsinfektion. Mit Hilfe von Pili binden Keime wie Escherichia coli an die Oberfläche der Urothelzellen. D-Mannose besetzt die Pili der Bakterien, die sich dann nicht mehr an der Oberfläche der Zellen festhalten können (Animation 100 Sekunden).

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Beschwerden betreffen vor allem jungen Frauen bzw. in höherem Lebensalter zunehmend auch Männer. Allgemeines Unwohlsein, Temperaturerhöhung und klopfschmerzhafte Nierenlager sind Anzeichen einer Mitbeteiligung der oberen Harnwege. Komplikationen können durch ein Übergreifen der Infektion auf verschiedene Organe entstehen. Entsprechende Symptome sollten deshalb immer ärztlich abgeklärt werden.
Neben antibiotischen Wirkstoffen werden auch körpereigene (endogene) Stoffe zur Therapie und Prävention von Harnwegsinfektionen untersucht. Studien weisen darauf hin, dass niedrige Vitamin D-Spiegel mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert sind. Da Vitamin D zur normalen Funktion des Immunsystems beiträgt, kann eine Supplementation sinnvoll sein.
Die schwefelhaltige Aminosäure L-Methionin bildet im Stoffwechsel eine Vorstufe von Biomolekülen wie Taurin und Glutathion. Überschüssiges L-Methionin wird unter Oxidation des enthaltenen Schwefels in Dihydrogensulfat umgewandelt und über die Nieren ausgeschieden. Dies führt über eine Ansäuerung des Harns zu einer hemmenden Wirkung auf das Wachstum verschiedener Keime.
Mannose ist ein natürlicher Bestandteil der Zellmembranen, den der Körper selbst bildet. Mehr als 80 % der Harnwegsinfektionen werden durch das kommensale Darmbakterium Escherichia coli verursacht. Mit Hilfe sogenannter Adhäsine binden diese Bakterien an mannosylierte Oberflächenproteine der Urothelzellen. Auf diese Weise wird ein Ausschwemmen verhindert und eine Kolonisation der Harnwege ermöglicht. Mannose wird nach oraler Zufuhr im Dünndarm aufgenommen und schließlich über die Nieren ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit liegt im Bereich von vier Stunden. Mannose bindet in den Harnwegen an Bakterienadhäsine. Die Keime können dann nicht mehr an die Urothelzellen binden. Bei erhöhten Mannose-Konzentrationen werden sie einfach mit dem Harn ausgespült. Eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr (viel trinken) verstärkt diesen Effekt.
Der Artikel beschreibt die Pathogenese der Erkrankung und diskutiert aktuelle Publikationen, die sich den dargestellten Zusammenhängen widmen.