Der Methylstoffwechsel – Grundlage für Gefäßgesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit

Gebhardt, P. (2019). Der Methylstoffwechsel – Grundlage für Gefäßgesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit. Vitalstoffe, November 2019, 30-33.

Homocystein entsteht durch Demethylierung der Aminosäure Methionin, als Zwischenprodukt des Methylstoffwechsels. Eine verminderte Kapazität, Homocystein zu Methionin zu remethylieren führt zum Anstieg der Konzentrationen. Erhöhte Homocysteinspiegel werden mit dem vermehrten Auftreten von Gefäßschäden und neurologischen Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Erhöhte Homocysteinspiegel fördern die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen. Homocystein (HCY) führt in den Blutgefäßen zu Endothelverletzungen und zur Oxidation von Low-Density-Lipoprotein (LDL) (1). Die Aktivierung von Makrophagen im Bereich der Läsionen führt zur Bildung von Entzündungsherden (2). Die Makrophagen nehmen oxidierte LDL-Partikel auf und bilden Schaumzellen (3). (Animation 54 Sekunden)

Atherosklerose bezeichnet die krankhafte Einlagerung von Cholesterin und Fett in die innere Wandschicht arterieller Blutgefäße, die bevorzugt an den Herzkranzgefäßen, den großen Beinarterien und der Halsschlagader auftritt. Auf dem Boden zerebraler Durchblutungsstörungen kann sich in der Folge eine vaskuläre Demenz entwickeln. Aber auch bei der Alzheimer-Krankheit, die mit einem Anteil von ca. 60% die häufigste Form der Demenzerkrankungen ausmacht, finden sich Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Pathomechanismen zur Atherosklerose. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Methylstoffwechsel, der die Grundlage für die Funktion verschiedener Stoffwechselprozesse bildet.

Der Methylstoffwechsel ist von essentieller Bedeutung für die Bildung von Membranphospholipiden
Folsäure, Vitamin B6, B12 und Cholin sind von essentieller Bedeutung für den Methylstoffwechsel. Über das Vitamin B6-abhängige Enzym Serin-Hydroxymethyltransferase (SHMT) kann Tetrahydrofolsäure mit einer Methylengruppe aus der Aminosäure Serin beladen werden. Das Enzym Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) reduziert die entstandene 5,10-Methylentetrahydrofolsäure. Über die Vitamin B12-abhängige Methionin-Synthase (MS) können Methylgruppen auf Homocystein übertragen werden, das dadurch zu Methionin „remethyliert“ wird. Alternativ kann Homocystein durch das Vitamin B6-abhängige Enzym Betain-Homocystein-Methyl-Transferase (BHMT) remethyliert werden (blau). Die erforderlichen Methylgruppen stammen dabei überwiegend aus Cholin. Methionin kann mit Adenosintriphosphat (ATP) zu S-Adenosylmethionin (SAMe) umgesetzt werden, das den zentralen Methylgruppendonor des Stoffwechsels darstellt. SAMe ist von entscheidender Bedeutung für die Bildung des Membranphospholipids Phosphatidylcholin, das in sog. cholinergen Nervenzellen für die Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin herangezogen wird. Methylgruppen werden auch für den Aufbau des Myelins benötigt, dass die Axone bestimmter Nervenzellen elektrisch isoliert. Über die Methylierung der DNA wird ebenfalls die Funktion der Gene gesteuert.